Ausflug in die Stadt

Diese Stadt, ich konnte diese Stadt nicht vergessen. Obwohl ich nur einmal da war und das schon einige Jahre zurücklag. Es war im Sommer und rund 30°C. Stickige Hitze, als ich aus dem Flughafen trat. Trotzdem besser als im Winter, wo es hier im Schnitt -10°C kalt ist, was ich mir damals kaum vorstellen konnte.

Die Stadt liegt auf einer Höhe von 38 Metern über dem Meeresspiegel. Aber die Luft ist dort dünn. In jeder Hinsicht. Schon am Flughafen diese Hinweise, dass es streng verboten ist, das Land ohne Genehmigung zu verlassen. Sicherheitskräften waren überall und immer präsent.

Während meiner Stadtrundfahrt erfuhr ich von meinem Reiseführer, der mich nie aus den Augen lies, dass mein Name „Esel“ in der Landessprache 당나귀 (Dangnagwi) lautet. Ich versuchte, einige Wörter der Sprache zu lernen, aber meine Aussprache war wohl zu weit entfernt, als dass mich irgendjemand verstehen hätte können. Reden durfte ich allerdings ohnehin nicht mit den Einheimischen. Nicht ohne Genehmigung meines Reiseführers jedenfalls.

Ich hatte vorher in dem Buch von Guy Delisle dieses Zitat gelesen: „Guy: „Hey, isn’t that Karl up there?“ Mr. Kyu: „You know Marx? Very good.“ Guy: „A bit… Doesn’t everybody?“ Mr. Kyu: „Oh no, not many capitalists do.“ Guy: „Really.” Dieses Zitat blieb mir im Kopf, während ich durch die Stadt ging und die Denkmäler und Statuen betrachtete.

Ich erfuhr auch von den sportlichen Leistungen der Einheimischen, z.B. Hong Sung-mu, ein berühmter Marathonläufer. Ich sah den Gedenkpalast der Revolutionären Bewegung, die Bronzestatue des Mansu-Hügels und den Kumsusan-Palast der Sonne, das Mausoleum.

Sprichweltreise

Unter einem Himmel von eisiger Klarheit, schneeverwehte Weiten. Hier Schnee, drüben Schnee und doch zwei völlig verschiedene Welten. In der Mitte ich, der Sammler der Sprichwörter. An der Grenze zwischen Finnland und Russland. Die Kälte steckt schon so tief in meinen Kleidern, dass sie dort niemals mehr gehen wird. Meine Gedanken sind von Zweifeln erfüllt. Doch mich treibt etwas vorwärts, hinaus aus meiner vertrauten Welt, hin zu den fremden Ländern. Ich weiß nicht, was es ist. Die Weisheit? Das Sammeln? Die Ferne?

Als ich von Schweden nach Finnland reiste, hörte ich die Worte der Weisen und Bauern und schrieb sie nieder. Viele solcher Worte hatte ich im Gepäck. Doch nun, da ich die russische Grenze erreicht habe, habe ich Angst. Nordkorea und Südostasien liegen noch vor mir, ein weiter Weg, er ist voller Gefahren, aber sicher auch voller Geheimnisse.

Ein letzter Blick zurück, ein Moment des Zögerns, und dann setze ich einen Fuß vor den anderen und überschreite die Linie, die mich von meinem Ziel trennt. Der Schnee knirscht unter meinen Stiefeln, als ich mich dem Unbekannten stelle, bereit, die Weisheit der Welt zu sammeln, Sprichwort um Sprichwort, bis meine Sammlung vollständig ist und mein Geist erfüllt von den Lehren der Menschheit.

Wo sich wohl mein Kollege Krzysteczko aufhält? Wir waren gemeinsam gestartet, doch schon an der ersten Abzweigung hatten sich unsere Wege getrennt. Zuletzt hatte ich gehört, sei er in Slowenien gesichtet worden. Ich hoffe nur, er schafft es und wir können uns in Malaysia endlich wieder in den Armen liegen.