Ach, wie schön ist doch die Weihnachtszeit

Ich renne los als hätte mich jemand aus einer alten Folge geschubst und in ein grelles Kaufhaus geworfen und in meinem Kopf schreien die Stimmen von Teddy und mir selbst über Pfeifen von Nick Knatterton über BMX-Fahrräder ohne Schutzblech über beige Kleidung zu schwarzen Rädern und alles rauscht und ich brauche ein Geburtstagsgeschenk jetzt sofort und die Dinge springen mich an Charcuterie-Bretter Käse Walnüsse Marmor den niemand mag seit er keinen Purpurmantel mehr trägt und ich greife nach einem Dutch Oven in dem eine Unbekannte Miesmuscheln umrührt als sei das das Normalste doch das Geschenk passt nicht es ist zu schwer zu ernst zu gusseisern und ich stolpere weiter durch Regale voller Kissen Duftsets Tassen in Farben in denen Teddy keinen Kaffee trinken könnte weil Blau nicht zu Braun passt und ich höre ihn sagen dass manche Farben gegen Getränke rebellieren und ich laufe weiter in einen Raum voller Taschen die aussehen wie Früchte Limettenscheiben Zitronenhälften und ich stelle mir vor wie Teddy das tragen müsste und ich schäme mich schon beim Denken und renne wieder los bis ein Koffer auftaucht olivgrün stabil er schreit nimm mich aber wer schenkt denn einen Koffer und ich flüchte in die nächste Abteilung und dort liegen Wobbles zum Häkeln und ich höre mich sagen Teddy häkelnd niemals und ich drifte zu Malen-nach-Zahlen Segelboote über wilden Wellen wie im Leben und ich denke ja meditativ aber nein nicht für heute nicht für dieses Geburtstagskind und ich werde weitergewirbelt bis ein Lego-Set auftaucht Schokoladenfabrik bunte Figuren teuer wie Schuldgefühle und ich weiß nein das ist es auch nicht und ich treibe hinaus in einen kleinen chaotischen Laden der aussieht wie der Rest des Tages und plötzlich liegt es da ein Geschenk so dumm dass es funkelt ein Passport-Cover in einer Farbe die sich nicht entscheiden kann ob sie existieren will ein Ding das keinen Pass richtig schützt und in keine Tasche passt und gerade deshalb perfekt ist denn ich habe es selbst entdeckt ohne KI ohne Holiday-Listen ohne Empfehlungen und Algorithmen und ich lache laut in den Raum hinein und nehme es mit und fühle ein kleines Triumphfeuer weil ich endlich etwas gefunden habe das so absurd ist dass es genau richtig ist für diesen Tag für dieses Geschenk für mich den Esel der es ohne jede künstliche Hilfe geschafft hat.

Link zur Folge: https://www.google.com/shopping/holiday100

Ich schaue auch gerade mal so ein bisschen auf die Uhr

Die Sonne schlägt mir wieder ins Gesicht, schlechtgelaunt, und ich soll nun, ausgerechnet jetzt, eine nüchterne Zusammenfassung dieses Gesprächs verfassen. Nüchtern! Ich habe doch schon seit Tagen – oder … Jahren? – kein verlässliches Zeitgefühl mehr. Die Uhr über der Tür ist stehen geblieben, vermutlich aus Solidarität.

Das Gespräch begann um… Ja, nun, irgendwann zwischen Sonnenaufgang und der Erinnerung an diese eine alte Folge, in der wir 16 Minuten lang geschwiegen haben. Vielleicht war es also auch einfach Stille, die diplomatische Variante davon jedenfalls. Teddy sprach über Kooperation, Zukunft, Vergangenheit – und ich nickte weise, während mein Geist zu „Liebe in Zeiten der Diarrhoe“ abbog.

Ich kritzle: Die Atmosphäre war konstruktiv. Das stimmt sogar irgendwie; wir konstruierten schließlich beide fleißig Ausreden, um das Gespräch möglichst früh zu beenden. Der Mezcal im Schatten des Vulkans rief lauter als jede Agenda.

Und doch steckt in all dem ein weicher Kern von Traurigkeit: Dieses Gefühl, dass die Zeit nicht mehr linear verläuft, sondern wie eine unaufgeräumte Podcast-Playlist durcheinanderstolpert. Dass jeder Versuch, Ordnung hineinzubringen – sei es diplomatisch oder persönlich – im warmen Staub Mexikos verpufft.

Ich beende meinen Bericht mit einem letzten Satz, der wahrer ist als alles zuvor: Das Gespräch fand statt. Die Zeit nicht.

Gratis, aber nicht umsonst

Oh Esel, trabeseba
Oh Teddy, trabeseba
Keiner kennt Chaos so wie wir zwei
Keiner schätzt gratis so wie wir zwei

Oh Esel, manchmal ists schwer
Oh Teddy, ich mag Dich doch sehr
Keiner kennt Chaos so wie wir zwei
Keiner schätzt gratis so wie wir zwei

Strophe 1
Ging die Treppe runter ins Studio
Das Mikro sprang an, die Laune war gut (so)
Ging die Treppe herunter ins Studio
Die Musik war frei und wir auch, wir blödelten so

Refrain
Oh Esel, trabeseba
Oh Teddy, trabeseba
Keiner kennt Chaos so wie wir zwei
Keiner schätzt gratis so wie wir zwei

Strophe 2
Hörer:innen lachen irgendwo im Land
Wir stolpern durch Lieder ohne Stimme doch mit Herz
Manchmal vergeigt, doch oft voller Glanz
Zwei alte Kumpels im Podcast-Tanz

Refrain (Finale)
Oh Esel, manchmal ists schwer
Oh Teddy, ich mag Dich doch sehr
Keiner kennt Chaos so wie wir zwei
Keiner schätzt gratis so wie wir zwei

Musik: »early lit«, »mid day loss«, »later time«, »let night« und »every day good day« von mobygratis.com

Der Urlaub hat mein Herz gebrochen

Man sah ihn zuletzt am Meer, irgendwo im südlichen Pazifik, vielleicht, in der Sonne, irgendwo, niemand weiß, wo genau. Notizbücher, verstreut auf dem Balkon, daneben eine leere Flasche. Seine Stimme, sonst verlässlich im Wochentakt im Netz zu hören, hatte sich verflüchtigt. Nur Rauschen, nur Wind, höchstens gelegentlich ein Husten.

Nach der Rückkehr, so erzählt man, irrte er durch seine Wohnung wie durch eine zu kleine Pension. Die Koffer standen noch halb ausgepackt im Flur, in den Taschen klebte der Sand. Er setzte sich an den Schreibtisch, der Laptop leuchtete auf, die Datei „Shownotes.docx“ sah aus wie seit Wochen, weiß, ein leeres blankes hell schreiendes Weiß.

Er schrieb nichts. Stattdessen starrte er auf die blinkende Linie, den einsamen Cursor, ungeduldig wie ein Hund, den man nicht mehr ausführt.

Die letzte Folge hatte er noch gewissenhaft betextet, das Patchwork aus Stimmen und Erinnerungen irgendwie eingefangen und in lange Sätze geschnürt und mit ein paar gedrehten Wörtern zugebunden, Schnüre gegen das Chaos, Schein gegen das Verschwinden. Aber jetzt, zurück im Alltag, hatte ihn etwas erwischt, das er nicht mehr einfangen und einschnüren, begreifen, analysieren, in Stücke schneiden und neu zusammenbauen, ja noch nicht einmal benennen konnte. Antriebslos stellte er alles Tun in Frage. Wie Lisa, die im Büro in ihren 600 E-Mails ertrank. Wie Thomas, der die schwedischen Seen gegen den Schreibtisch tauschte und daran fast zerbrach. Wie Elena, die an der Schule kollabierte. Nur gab es bei ihm keine Meetings, keine Schüler, keine Projektkrisen – sondern bloß diese Shownotes. Vorher eine lächerliche Kleinigkeit, jetzt die Besteigung eines Achttausenders.

In den folgenden Tagen zog er sich mehr und mehr zurück. Die Kaffeetassen vermehrten sich auf dem Tisch. Er blätterte durch alte Skripte, hörte sich selbst aus den Jahren davor, war sich fremd geworden, fremd wie ein einst fanatisch geliebter Kinohit aus einem anderen Jahrzehnt, der in ihm jetzt nichts als Langeweile hervorrief. Abends ging er durch die Straßen, sah die Lichter der Kioske, die Menschen im Halbdunkel, und dachte: „Es ist alles vorbei, bevor es begonnen hat.“

So sitzt er noch heute dort, im Zwischenraum zwischen Urlaub und Arbeit, zwischen Aufnahme und Veröffentlichung. Ein Podcaster, der vom Urlaub nicht zurückgefunden hat.

Siehe auch Episode 378

Subreseldditeddy

Wir haben unsere Lust am Labern wiederentdeckt. Zumindest einer von uns und der andere hat sich einen Katalog aus Fragen auf Reddit zurechtgeklickt. Den Drei-Minuten-Kuckuck hat er auch mitgebracht und so reden wir jeweils 3 Minuten lang über 10 Fragen.