Über eine Zeit, in der Männer noch etwas wert waren

Diese Säulen. Sonne. Es riecht nach Wein, Lavendel und Schweiß. Ich kann Wasser fließen hören, durch die unzähligen Aquädukte. Ich stehe auf einem riesigen Platz voller Menschen, die nur mit Tüchern bekleidet sind. Plötzlich Legionäre im Gleichschritt, Hunderte, Tausende laufen auf den Platz. Diese Macht, diese Größe, diese Eleganz. Die Menge zwischen der Pracht der Bauwerke jubelt und tobt.

Einer, der auf einer Treppe steht, erhöht über den anderen, erhebt die Stimme, immer wieder durch das Jubeln der Massen unterbrochen. Ich verstehe leider nichts, aber es reißt mich irgendwie mit. Dann zeigt er auf mich und winkt mir zu, winkt mich heran, ich soll zu ihm kommen. „ASINUS, ASINUS!“, brüllen alle. Die Männer schauen mich voller Bewunderung an, die Frauen himmeln mich an.

Ich trage auch ein Tuch, ein rotes. Darunter kann ich meinen durchtrainierten Körper spüren. Ungewohnt, aber es gefällt mir. Und ein paar Lederriemen habe ich um die Füße geschlungen. In der Hand halte ich ein Schwert, es fällt mir jetzt erst auf. Ich reiße es hoch und brülle: „Agricola arat!“
Mehr Latein fällt mir in diesem Moment nicht ein, aber es reicht, alle schreien nur noch lauter. Ich bin ein Held, ein Soldat, ein Kämpfer, ein Mann!

Dann eine Melodie, die mir bekannt vorkommt. Woher kenne ich die? Sie klingt nicht so, als würde sie in die Zeit passen. Moment, ja, jetzt weiß ich es wieder. Das ist doch … meine Weckmelodie. Und ich wache auf, schaue mich verwirrt um, es ist mein dunkles Schlafzimmer. So ein Mist. Ein Traum. Rom. Schon wieder. Ich drücke auf Snooze, vielleicht schlafe ich ja nochmal ein.

Silvester in Amsterdam

Irgendetwas war anders als sonst, in Amsterdam, im Jahr 1472, an Silvester. Es war eisig kalt, der Schnee lag Meter hoch und man freute sich über die knackigen Temperaturen, lief glücklich Schlittschuh über die zugefrorenen Kanäle und vor allem bewarf man sich fröhlich mit Schneebällen. Damals fragte sich noch keiner, wanns mal wieder richtig Sommer werden würde. Es konnte gar nicht sibirisch genug sein und die Schafe waren froh, dass man sie nicht schor.

Soweit alles wie immer. Aber dann muss irgendetwas passiert sein. Irgendwas war plötzlich anders. Denn die Stadtväter ließen wie aus heiterem Himmel ein Verbot: Ab sofort durften keine Schneeballschlachten mehr ausgetragen werden.

Vielen Dank, Daniel und Richard, für euren Zeitsprung!